Sie lassen die Herzen vieler Fans höher schlagen: Classic Cars und lagerfähige Wein-Kreationen. Aber sind sie auch wertstabil und ein gutes Investment? biallo.de Wirtschaftsredakteur Max Geißler dazu:
Die Preise für einen Porsche 911 Classic S oder eines Jaguar E-Type Roadster aus den 60er-Jahren liegen bereits im sechsstelligen Bereich und dürften mühelos weiter steigen – denn sie sind nur begrenzt verfügbar.
Ein Paradebeispiel für Wertsteigerung ist das bis 1957 gebaute Mercedes Benz Coupé 300 SL mit dem ursprünglichen Listenpreis von 29.000 D-Mark. Bereits im Jahr 1999 war das Fahrzeug rund 200.000 Euro wert. Heute lassen sich Preise von weit über einer Million Euro erzielen.
Youngtimer mit Potenzial
Wer nicht so tief in die Tasche greifen kann, der findet bei Youngtimern bezahlbarere Anlagemöglichkeiten. Diese sind mindestens 20 und maximal 30 Jahre alt. Fahrzeuge aus den 1990er- bis frühen 2000er-Jahren gelten als chancenreich. Beispiel BMW Isetta: Im Jahr 2000 noch für durchschnittlich 7.000 Euro zu haben, werden heute über 30.000 Euro gehandelt. Oder die klassische Ente: Um die Jahrtausendwende mit 2.000 Euro bewertet, wechseln Top-Gebrauchte 2CV heute für weit mehr als 10.000 Euro den Besitzer.
Wertsteigerung: Oldtimer Index (DOX)
Die durchschnittliche Wertsteigerung von Oldtimern in Deutschland lässt sich am Deutschen Oldtimer Index (DOX) ablesen. Der vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlichte Index erreichte Ende 2022 einen Punktestand von 2.902. Ausgehend von einem Basiswert von 1.000 Punkten im Gründungsjahr 1999, verzeichnet der Index seither eine Steigerung von 190 Prozent. In 2022 betrug die Wertsteigerung 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Diese Parameter sind wichtig
- Wie ist der technische und optische Zustand? (Möglichst nur Originalteile)
- Hat der Wagen eine möglichst geringe Laufleistung?
- Welche Stückzahlen wurden produziert?
- Welche Ausstattungsmerkmale und funktionellen Extras sind vorhanden?
- Existiert eine lückenlose Fahrzeugdokumentation?
Garagengold als Geldanlage
Eine Garantie auf Wertsteigerung gibt es nicht. So können Unterhaltskosten die Nettowertentwicklung deutlich bremsen. Zum Anschaffungspreis kommen nämlich die Kosten für die Versicherung, die Garage sowie Reparaturen und Ersatzteile hinzu. Hohe Fixkosten können ordentlich ins Geld gehen. Aber bei echten Oldtimerfans geht es ja sowieso nicht nur um die reine Wertsteigerung, die Emotionen für das schicke Garagengold spielen mindestens eine ebenso große Rolle, sagt Max Geißler.
Steigt auch Wein im Wert?
Experten schätzen die Wertentwicklung von Wein aus Top-Betrieben auf acht Prozent pro Jahr. Im Einzelfall sind auch höhere Renditen drin. „Fine Wine“ gibt es nicht im Supermarkt. Angeboten werden solche Weine bei spezialisierten Händlern oder bei autorisierten Auktionshäusern. Sogenannte Spitzenweine werden bei der London International Vintners Exchange, kurz Liv-ex, gehandelt, einer globale Handelsplattform für internationalen Fine Wine.
Für die Geldanlage werden in der Regel keine Einzelflaschen, sondern ganze Kisten erworben. Die Lagerung sollte nicht im privaten Weinkeller erfolgen, da hier Temperatur und Luftfeuchte schwanken. Weinkühlschränke eignen sich nur bedingt wegen ihrer geringen Größe. Profis lagern edle Tropfen in einem staatlich gesicherten Lagerhaus unter Zollverschluss, da man auf diese Weise Wein kaufen, halten und verkaufen kann, ohne Zoll und Mehrwertsteuer zu zahlen.
Wertanlage: Spezialwissen gefragt
Bei Wein hängt der Preis nicht nur von Weingut, Jahrgang und Lagerung ab, sondern auch von Nachfrage und Kritiken. Bestellen Kunden aus Asien weniger oder senken Weinkritiker überraschend den Daumen, kann der Preis sinken und viel Geld verloren gehen. Umfangreiche Recherche vor dem Weinkauf ist deshalb Pflicht. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sieht Investments in Wein kritisch: “Wein ist keine Geldanlage, sondern ein Konsumgut.” Die Preise könnten zwar steigen, doch die Aussichten seien unvorhersehbar.
Entscheidend für die Wertsteigerung sind ein guter Jahrgang, eine nachweislich optimale Lagerung, eine ausreichende Füllstandshöhe (mindestens bis zum Flaschenhals) und eine möglichst hohe Bewertung. Bei internationalen Spitzenweinen orientieren sich Weinkenner oft am Bewertungsmaßstab des US-Weinkritikers Robert Parker. Danach gehören Weine mit einer Punktzahl zwischen 90 und 100 Punkten zu den Top-Weinen. Die edelsten Tropfen erzielen mehr als 95 Punkte.
Deutscher Wein immer beliebter
Top-Weine finden sich in allen 13 deutschen Anbaugebieten. Weltweit am bekanntesten sind aus Übersee betrachtet die deutschen Weinregionen Mosel (also auch Saar und Ruwer) sowie Rheingau. Ein Riesling des saarländischen Weinguts Egon Müller von 2003 erzielte bei einer Versteigerung den Rekordpreis von 12.000 Euro. Begehrt ist der Riesling „G-Max“ vom Weingut Klaus-Peter Keller. Für Einsteiger empfiehlt sich der „Kallstadter Saumagen“ vom Pfälzer Weingut Kuhn.
Über den Autor Max Geißler:
nach dem Studium der Politikwissenschaft in München arbeitete Max Geißler als Redakteur im ökom-Verlag. Zeitgleich begann er freiberuflich über Wirtschafts- und Finanzthemen für verschiedene Tageszeitungen zu schreiben. Über mehrere Lektoratsstellen in verschiedenen Bucherverlagen (u.a. Meister Verlag, Gerling Akademie Verlag) kam Max Geißler 1998 zu biallo.de. Für das Finanzportal bearbeitet er seither die Themen Geldanlage, Vorsorge, Immobilien und Steuern. Im Rahmen der Zusammenarbeit erschienen die Biallo-Bücher: „Immobilienfinanzierung“ und „Tages- und Festgeld“. 2006 veröffentliche er das Fachbuch: „Börse für jedermann“ (Linde Verlag, Wien). Darüber hinaus berichte Max Geißler regelmäßig in Tageszeitungen über Finanz- und Wirtschaftsthemen, u.a. für Süddeutsche Zeitung, Münchner Merkur, Westdeutsche Zeitung, Kölner Stadtanzeiger, Ruhrnachrichten und Badische Zeitung.
Quelle: biallo.de / Auszug des Originaltextes mit freundlicher Genehmigung des Autors publiziert