Indra
Schwarze Witwe begründet Männer-Freundschaft
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Erich Bitter über seine Verbindung zu Porsche und Opels „Schwarzer Witwe“, die Rüsselsheimer sagenumwobene, inoffizielle Hoffnungs- und Image-Trägerin der 60er Jahre. (zurück zu Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4)
Wie kam Ihre Verbindung zu Porsche und dann zu Opel zustande?
Mitte und Ende der 60er Jahre war ich mit dem Porsche 906 sehr erfolgreich bei vielen Rennen dieser Zeit (Jüst/Töllwohn). Ende der Saison war ich in der Zentrale in Stuttgart zu Gast. Da ich die lebensrettenden, feuerfesten Rennanzüge von Dupot/Nordex sehr erfolgreich an den gesamten Porsche-Rennstall verkaufte, war ich dort gerne gesehen. Fritz Huschke von Hanstein (Rennfahrer) erspähte mich schon auf dem Parkplatz. Er vermittelte mir einen Rennauftrag in Rüsselsheim. So lernte ich Bob Lutz kennen, damals Opel-Vorstand. Ich sollte in Hockenheim mit einem Opel Rekord an einem Rennen teilnehmen. Zunächst war ich davon nicht so begeistert. Die Begegnung mit Bob Lutz war aber im Rückblick betrachtet sehr wichtig (s.Teil 1).
Was passierte in Hockenheim im Fahrerlager?
Ich sah zum ersten Mal die sogenannte „Schwarze Witwe“ (the black widow), ein seriennaher Opel Rekord C 2-Türer mit Rennmotor. Die Räder waren sehr breit, aber es gab keine Kotflügelverbreiterung. Einiges an dem Auto wunderte mich. Innen sah ich den Rennsitz und nur einen Drehzahlmesser als Armatur, keinen Tacho. Die Türen waren sehr leicht, das spürte ich beim Öffnen. Als ich den Motor startet war sofort klar, dass das kein normaler Rekord-Motor ist …
Wie war die Straßenlage der „Schwarzen Witwe“?
Die Strecke in Hockenheim war mir vertraut. Aber die Straßenlage der „Schwarzen Witwe“ war anfangs furchtbar. Gemeinsam mit den Technikern stimmten wir das Fahrwerk neu ab. Der 2.0-Liter Motor leistete 270 bis 280 PS und war in Schweden gebaut worden. Das wichtigste war: Ich kannte jetzt Bob Lutz! Wir hatten nun ein gemeinsames Thema, dank des Rennsports und der „Schwarzen Witwe“ (Opel Rekord C, 2TL). Das war der Grundstein für meine spätere Love-Story, also den Bitter CD zu bauen.
Die „Schwarze Witwe“ ist also in diesem Fall positiv belegt? In der Natur tötet sie ja ihren Gatten …
Für mich war sie ein door opener! Am entscheidenden Renntag, dem Saisonfinale 1968, konnte ich jedoch wegen eines gebrochenen Kipphebels nicht an den Trainingsrunden teilnehmen. Ich musste aus der letzten Reihe starten. Und doch war es mir mit dem Rekord C möglich Platz 3 für „the black widow“ zu erzielen. Das Auto, das werksintern stets sagenumwoben blieb – da GM nichts davon wissen sollte – fing an mir Spaß zu machen.
Warum sollte der Mutterkonzern GM davon nichts wissen?
Das „black widow“-Team war inoffiziell, denn GM hatte der deutschen Tochter „Opel“ offiziell verboten, an Rennen teilzunehmen. Alle die dabei waren, hatten während des Rennens falsche Namensschilder. Man wollte nicht bei GM namentlich auffliegen. Aber die gesamte Opel-Spitze wusste Bescheid.
Bob Lutz hatten Sie jedenfalls jetzt für sich gewonnen?
Ja, wir redeten immer mal wieder über die Möglichkeit, einen großen, reisetauglichen Opel-Sportwagen als Image-Träger zu bauen. Zunächst war ja angedacht, die GM V8-Technik in den „Indra“-Sportwagen des österreichische Ingenieurs Friedrich „Fritz“ Indra zu verbauen. Das funktionierte aber nicht und war meine Chance ein eigenes Fahrzeug in Deutschland zu bauen – den Bitter CD.
Mit dem Bitter CD haben Sie es geschafft, die Eleganz einer italienischen Karosserie mit der Zuverlässigkeit eines ausgereiften Serienmotors zu paaren.
Ja, das war das Ziel: mit dem Bitter CD wollte ich technisch zuverlässige Serienqualität (aus den USA und Deutschland) mit dem eleganten italienischen Design verheiraten. Die Grazie und Eleganz der italienischen Formensprache hat mich auch in anderen Lebensbereichen immer begeistert und begleitet mich auch privat bis heute.
(zurück zu Teil 1 Bitter CD Pläne wurden mit Glas Wein besiegelt
Teil 2 Carlo Abarth zweifelt am Gelingen
Teil 3 Porsche zu Bitter: Schreib‘ Deinen Namen drauf
Teil 4 Wie Paul Breitner den Bitter CD rettete
Teil 5 Schwarze Witwe begründet Männer-Freundschaft
Teil 6 (geplant): Wie alles begann
In der sechsten und letzten Folge dieser Interview-Serie lesen Sie wie Erich Bitter seine Karriere begründete.
Hintergrund: Frank Schulz und Oli Kemmann führten auf der IAA 2019 ein Interview mit dem umtriebigen Erich Bitter (86). Auszüge daraus werden auf sleeping-beauties.de in mehreren Teilen veröffentlicht, dem non-profit Motorkultur-Portal. Wir danken RetroMotion für die Realisierung des Interviewtermins.