In Teil 3 des Interviews mit Erich Bitter lesen Sie, wie Ferry Porsche zur Namensfindung des „Bitter CD“ beitrug und wer den Zuschlag für den Fahrzeugbau erhielt. (zurück zu Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5)
Warum zweifelten sie an Ihrem Namen?
Mit dem Namen assoziiert man doch nix positives(?)
Wieso? Bitter-Schokolade, Bitter-Lemon und Edel-Bitter… alles edle Produkte.
Ich dachte der Klang sei zu negativ. Als ich mal bei der Familie Porsche zu Besuch war, sprachen wir über mögliche Namen wie z.B. „Tourissimo“ oder so ähnlich. Mein Diplomat-Coupé hieß ja damals noch nicht „Bitter CD“. Die Namensfindung fand ich schwierig, meinen Nachnamen empfand ich als ungeeignet.
Was sagte die Porsche-Familie dazu?
Ferry Porsche (Ferdinand Anton Ernst Porsche) sagte wie aus der Pistole geschossen: „Poooorsche klingt auch nicht besser. Das waren seine Worte. Das hat mich überzeugt: Wenn Ferry Porsche sagt, schreibe Deinen Namen drauf, dann mache ich das. Fortan hieß das Coupé mit Diplomat-Technik also „Bitter CD“.
Hieß das Auto von Anfang an „Bitter CD“?
Nein, anfangs, also in der Prototyp und Projektphase noch nicht. Da wussten zwar schon alle – auch der damalige Opel-Generaldirektor Alexander Cunningham war ja eingebunden – dass wir dieses Auto bauen, aber einen Vertrag oder Namen gab es noch nicht. Sechs Opel-Designer waren inzwischen an Bord (Anm. d. Red.: Ende der 60er). Aber nun brauchte ich jemanden, der das Auto auch tatsächlich nach dem Vorbild des Prototyps in Kleinserie bauen kann.
Wer hat ihnen in dieser entscheidenden Phase geholfen?
Das war Karl Bauer. Alle großen BMWs dieser Zeit wurden bei ihm gebaut. Ich besuchte ihn, aber er schien mir nicht zu glauben, dass ich (zumindest einen mündlichen) Vertrag mit Opel habe. Er zögerte, folgte aber meinem Angebot Generaldirektor Cunningham anzurufen – die Durchwahl führte ich immer bei mir. Der Generaldirektor bestätigte das Vorhaben das Coupé zu realisieren. Jetzt biss Bauer an, denn er suchte neben dem BMW-Werk einen weiteren Auftraggeber für seine Firma.
Karl Bauer verließ sich auf ein einziges Telefonat?
Ja, er gab mir seine Zusage, den CD zu bauen – nur auf Grund des kurzen Telefonates mit Cunningham und obwohl ich noch gar keinen richtigen schriftlichen Opel-Vertrag in der Tasche hatte. Bauer baute das Auto in Stuttgart zusammen.
Manchmal muss man auch pokern, was?
Naja, ich musste schon die Juristen auf beiden Seiten des Atlantik von meinem Vorhaben überzeugen. Es hat jedenfalls vier Jahre gedauert – in denen ich bereits produzieren ließ – bis ich das Schriftstück von Opel in den Händen hielt, an dem viele Juristen zuvor gefeilt hatten. Theoretische Rückholaktionen und Teile-Garantien waren zuvor transkontinentale Diskussionspunkte (Opel/GM).
Wann konnte der Bitter CD der Öffentlichkeit vorgestellt werden?
Auf der IAA 1972/3 stand schon mein Auto auf dem Opel-Messestand. Alle waren begeistert, viele Opel-Händler wollten sofort einen Bitter CD kaufen. Allein auf dieser Messe verkaufte ich 160 Aufträge für einen Bitter CD. Dann kam aber das Sonntagsfahrverbot wegen der Ölkrise… Benzin wurde knapp und teuer. Das timing für einen Wagen mit 5.4 Liter V8-Motor mit 20 Liter Spritverbrauch (bei sportlicher Gangart) hätte nicht schlechter sein können. Viele Vorbestellungen wurden storniert.
Plötzlich stand ich vor dem Nichts, hatte keine Aufträge mehr. Ich sprach mit Bob Lutz, aber auch er konnte an den weltpolitischen Ereignissen nichts ändern. Meine Frau sagt immer: „Du hast mit dem Timing oft Pech gehabt…“
In Teil 4 der Interview-Serie lesen Sie, wie Erich Bitter die Durststrecke überstand und mit welcher Idee er doch noch die Absatzprobleme der Kleinserie löste.
(zurück zu Teil 1 Bitter CD Pläne wurden mit Glas Wein besiegelt
Teil 2 Carlo Abarth zweifelt am Gelingen
Teil 3 Porsche zu Bitter: Schreib‘ Deinen Namen drauf
Teil 4 Wie Paul Breitner den Bitter CD rettete
Teil 5 Schwarze Witwe begründet Männer-Freundschaft
sleeping-beauties.de auf Instagram
Hintergrund: Frank Schulz und Oli Kemmann führten auf der IAA 2019 ein Interview mit dem umtriebigen Erich Bitter (86). Auszüge daraus werden auf sleeping-beauties.de in mehreren Teilen veröffentlicht, dem non-profit Motorkultur-Portal. Wir danken RetroMotion für die Realisierung des Interviewtermins.