Paul Breitner rettet den Bitter CD

Teil 4 der Interview-Serie (aus 10/2019): Wie Erich Bitter die Absatz-Durststrecke während der 70er Jahre (Ölkrise) überstand. Eine effektive Idee ermöglichte seinen Bitter-CD-in Kleinserie doch noch zu vermarktem – trotz schwierigem Umfeld. (Foto: Fahrzeugübergabe an Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein. Quelle: Bitter GmbH).

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War der Bitter CD das „falsche Auto“?

Nein, es war das richtige Auto, aber die falsche Zeit! Nachdem ich Anfang der 70er Jahre Stornierungen von Kaufverträgen hinnehmen musste, fragte ich mich: „Verdammt, wo gehe ich jetzt hin und wie verkaufe ich mein Auto, den „Bitter CD“?“

Was löste den Nachfrage-Einbruch aus, trotz Top-Reaktionen auf der IAA 1972?

Die Ölkrise vermasselte alles. Der Bitter CD verfügt(e) über eine gute Technik, eine elegante Form und es gab kein Theater mit Rückläufen – alles prima also! Aber niemand mochte mehr einen Wagen mit V8-Motor kaufen, statt dessen gingen die Menschen Anfang der 70er Jahre auf der Autobahn spazieren, am sogenannten „Autofreien Sonntag“.

Welche Idee zündende, um das Absatzproblem zu lösen?

Dank meiner Vertriebserfahrung war mir klar: ich musste versuchen „Testimonials“ von meinem Wagen zu überzeugen, also Persönlichkeiten des Gesellschaftslebens. Einer der Türöffner war Paul Breitner, Weggefährte von Franz Beckenbauer. Beide waren damals in der Fußball-Nationalmannschaft. Breitner mochte italienische Sportwagen, klagte aber über deren mangelnde technische Zuverlässigkeit. Jetzt konnte ich punkten: Denn im BITTER steckte der V8-Motor des Diplomat – der war vielfach von GM verbaut worden und hatte keine Kinderkrankheiten. 

Wie wurde der Bitter CD zum Sportwagen für Sportler?

Nach Paul Breitner, den man heute wohl Influencer nennen würde, orderten auch Karl-Heinz Rummenigge, Udo Lattek, Erich Ribbeck, Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein den „Sportwagen für Sportler“. Ich glaube den „großen Jungs“ gefiel, dass sie mit dem Bitter etwas nicht alltägliches mit der souveränen Kraftentfaltung eines amerikanischen V8-Motors kaufen konnten.

Der Verkauf des Bitter CD nahm Fahrt auf?

Ja, es blieb natürlich ein Nischenfahrzeug, aber etablierte sich in Promi-Kreisen. Die Benzinkrise ging vorbei und plötzlich ging es bergauf. Günter Netzer blieb zwar immer Ferrari-Fan und auch Uli Hoeneß habe ich nie ein Auto verkauft, aber inzwischen hatte ich viele namhafte Kunden aus der Fußball-Welt.

Die Testimonial-Idee ging auf?

Absolut. Das Image des Bitter CD war gut. Alle wussten zum Beispiel, dass es einfach war, beim Opel-Händler einen Service zu erhalten. Die Opel-Händler in München freuten sich umgekehrt auch, wenn ein Paul Breitner zu ihren Kunden zählte. Da wurde während der Inspektion gleich eine Autogrammstunde gegeben. Super!

Teil 1  Bitter CD Pläne wurden mit Glas Wein besiegelt
Teil 2  Carlo Abarth zweifelt am Gelingen
Teil 3 Porsche zu Bitter: Schreib‘ Deinen Namen drauf
Teil 4  Wie Paul Breitner den Bitter CD rettete
Teil 5  Schwarze Witwe begründet Männer-Freundschaft

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Hintergrund: ClassicPodCars-Gründer Oli Kemmann und Frank Schulz führten auf der IAA 2019 ein Interview mit dem umtriebigen Erich Bitter (86). Auszüge daraus werden auf sleeping-beauties.de in mehreren Teilen veröffentlicht, dem non-profit Motorkultur-Portal. Wir danken RetroMotion für die Realisierung des Interviewtermins.

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Ein Gedanke zu „Paul Breitner rettet den Bitter CD

  1. Ich liebe diese Nischenmarke!
    Exklusiv, italienisches Flair, aber mit der bewährten Serientechnik und Anerikanischem Anspruch

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