Erich Bitter: Erfinder einer Ikone gestorben

Motor-Enthusiast Frank Schulz (li) und Oli Kemmann führten auf der (letzten) IAA 2019 in Frankfurt am Main ein Interview mit dem umtriebigen Erich Bitter (damals 86J.) über dessen  legendären „BITTER CD“. Im Gedenken des am 10. Juli 2023 verstorbenen Rennfahrers, Konstrukteurs, Unternehmers und Erfinders, re-posten wir Auszüge daraus:

Teil 1: Der Beginn der Love-Story (vor zu Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5)

Bitter CD Pläne wurden mit Glas Wein besiegelt

Wo fand das entscheidende Treffen mit den GM/Opel-Chefs statt?  Es muss ein Riesling aus dem Rheingau gewesen sein, als Erich Bitter im Jahre 1968 mit Opel-Chef Bob Lutz auf die Coupé-Pläne mit Diplomat-Technik anstieß. „Wir saßen im Forsthaus Rüsselsheim (Hessen)“, schildert der Erfinder während der IAA 2019.

Erich Bitter:  Mit dabei damals, 1968: GM Chef-Designer David Holls und GM Ass. Direktor George Gallion.

sleeping-beauties.de: Wie lauteten 1968 Ihre Ziele?

Erich Bitter: Ich wollte ein Auto bauen das einerseits außergewöhnlich ist, andererseits aber dank Serientechnik auch tatsächlich am Wunschziel ankommt … Bei vielen Kleinserien-Fahrzeugen dieser Zeit würfelte man Technik zusammen, die nicht zusammen gehörte. Da kam Murks raus. Ich wollte ein zuverlässiges Auto bauen, mit hoher Nutzbarkeit.

Als ich die Gelegenheit bekam mit Bob Lutz, dem damaligen Opel-Chef, zu sprechen, erinnerte ich ihn daran, dass Opel doch mal einen futuristischen Sportwagen bauen wollte. Ich machte ihm klar, dass ich Ideen dazu hätte, aber mir die zuverlässige Technik fehlt. Diese wollte ich am liebsten aus dem Opel- bzw. GM-Regal nutzen. Was das rechtlich für Konsequenzen hat, war mir im Detail zunächst nicht bewusst, z.B. im Falle von Regressansprüchen.

sleeping-beauties.de: Zuverlässigkeit war Ihnen also am wichtigsten?

Erich Bitter: „Als Rennfahrer wollte ich immer ein Auto haben, das auf jeden Fall über den Zielstrich kommt. Nur darauf kommt es an. Als ehemaliger Rad- und Rennwagenfahrer wusste ich, dass die Zuverlässigkeit und Nutzbarkeit auch unter hoher Belastung entscheidend für den Erfolg ist. Wenn ich also mit meinem Wettbewerbsfahrzeug von Deutschland nach Turin in Intalien fahren musste – dort war ich ja u.a. Rennfahrer im Rennstall von Carlo Abarth – dann wollte ich ankommen, teilnehmen und am liebsten gewinnen.

sleeping-beauties.de: Wie konnten Sie Bob Lutz überzeugen, den „Bitter CD“ zu bauen?

Erich Bitter: Bob Lutz zögerte zunächst. Meine Opel-Sportwagen-Idee sei schwierig umzusetzen, da Opel/GM solch einen Wagen niemals in Serie produzieren würde, sagte er. Ihm gefiel aber die Idee, vielleicht weil er ein aussichtsreiches Image-Projekt darin erkannte. Wir trafen uns im „Forsthaus“ bei Rüsselsheim, um darüber zu sprechen. Sein Chef-Designer David Holls und dessen Direktor George Gallion, ebenfalls  Amerikaner, waren auch dabei. Das war 1968. Jedenfalls war ich froh als die beiden dem „kleinen Bitter“ grundsätzliches Interesse an der Projektidee signalisierten.

sleeping-beauties.de: Sie hätten doch auch Ihre Kontakte in Italien nutzen können?

Erich Bitter:  Als Abarth- und vorübergehend auch Maserati-Importeur wusste ich, dass es für erfolgreiche Geschäfte entscheidend ist, zuverlässige Fahrzeuge am Markt anzubieten. Maserati hatte ich im internen Sprachgebrauch mal salopp in „Miese Ratte“ umgetauft, weil ich als Kaufmannn über Rückläufe und die Haltung des Werkes verärgert war. Sprüche wie, „wenn im Fahrzeug Wasser steht (weil es undicht ist), müssen sie halt Löcher in den Boden bohren“, wie ich sie damals vom Maserati-Werk zu hören bekam, wollte ich nicht mehr hinnehmen.

sleeping-beauties.de: Wie ging es dann mit dem Opel-Vorstand weiter?

Erich Bitter:  Ich saß also in diesem Forsthaus, berichtete von meiner Idee und zeichnete eine Skizze für Bob Lutz, David Holls und George Galion. Ich sagte, ich wolle ein großes Auto bauen und dass die Technik des Opel Diplomat dazu sehr geeignet sei. Es kam zu einem entsprechenden Beschluss zwischen uns Vieren, den wir mit einem Glas Wein besiegelten. Dann sagte Bob Lutz: Let’s go back (to the Opel Design Center) and let’s start our Love-Story … Dieser Satz gefällt mir heute noch sehr!

Hintergrund:  Wir danken RetroMotion für die Realisierung des Interviewtermins. Das gesamte Interview können Sie auch kostenlos bei ClassicPodCars als Audio-Datei (1,23“) anhören (Messe-Atmo).

Teil 1  Bitter CD Pläne wurden mit Glas Wein besiegelt
Teil 2  Carlo Abarth zweifelt am Gelingen
Teil 3 Porsche zu Bitter: Schreib‘ Deinen Namen drauf
Teil 4  Wie Paul Breitner den Bitter CD rettete
Teil 5  Schwarze Witwe begründet Männer-Freundschaft

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