
Am 3. Mai jährt sich der Geburtstag der Bürgerstochter zum 175. Mal. Wir sprachen mit deren Biografin Angela Elis (Foto), Moderatorin und Mentorin für „StressFREI REDEN & Begeisternd Auftreten“ darüber, wie Bertha den Erfolg ihres Gatten Carl (Benz) ermöglichte.
sleeping-beauties.de: Bevor wir loslegen, Frau Elis, war Bertha Benz geb. Rieger, die erste Frau hinterm Steuer?
Angela Elis: Davon gehe ich aus, denn bevor sie zusammen mit ihrem Mann, Carl Benz, das erste Automobil entwickelte und sie es patentieren ließen, gab es ja noch kein Auto und somit auch noch keine Frau hinterm Steuer. Die Motorisierung lag zwar in der Luft und zB auch Daimler setze seine Motoren unter alle möglichen Fahrgestelle, aber die Benzens schufen eben eine Gesamtkonstruktion des sogenannten „pferdelosen Wagens“.
Allerdings taten sich die Behörden auch schon 1886 schwer mit etwas Neuem und erlaubten nur 6 km/h – ein schneller Fußgängerschritt – und so lachten die Leute das puffende und schnaufende Gefährt eher aus und wussten nicht, wozu es nützlich sein sollte. Deshalb machte Bertha dann 1888 die weltweit erste Fernfahrt – übrigens unter Einsatz ihres Lebens -, um zu beweisen, dass das Automobil funktioniert und was es leisten kann.
sleeping-beauties.de: Was war so ungewöhnlich an der Ehefrau des Maschinenbauers Carl Benz? Was hat sie motiviert, über Berthas Leben zu recherchieren?
Angela Elis: Zur ersten Frage: Bertha war eine außergewöhnliche Frau, denn für sie war ja zu ihrer Zeit eigentlich nur vorgesehen, gut zu heiraten und Frauen durften noch nicht studieren. Bertha war aber offenbar technisch sehr begabt und so fand sie in dem Tüftler und Ingenieur Carl den idealen Partner, um mit ihm in der Werkstatt zu stehen. Sie hat ihre Mitgift für ihn eingesetzt und war lebenslang die treibende Kraft hinter ihm, vor allem auch in den vielen Pleitephasen, die sie erleben mussten. Ganz „nebenbei“ hat sie noch fünf Kinder geboren und die Familie zusammengehalten.
Zur zweiten Frage: Nachdem ich als Kind der DDR zusammen mit Michael Jürgs den Bestseller „Typisch Ossi – Typisch Wessi“ und „Kreuzweise deutsch“ geschrieben hatte, wollte ich nicht in dieser Schublade landen. Daher habe ich nach einem anderen interessanten Stoff gesucht und bin darauf gestossen, dass es noch gar keine Biografie über diese so spannende Frau gab, die ja von 1849 bis 1944 gelebt hat – also einer sehr bedeutsamen Zeit in der Geschichte der Deutschen. Da könnte ich jetzt stundenlang begeistert erzählen, aber dafür ist hier wohl kein Platz – wer mehr wissen will, für den gibt es ja mein Buch dazu „Mein Traum ist länger als die Nacht“ . ; – )
sleeping-beauties.de: Bertha hätte wegen ihrer etablierten Herkunft auch einen bequemeren Lebensweg wählen können. War sie abenteuersüchtig, wollte sie ausbrechen aus den verkrusteten, spießbürgerlichen Strukturen, glaubte sie an den Fortschritt mehr als an die Konvention oder war es einfach – Liebe?
Angela Elis: Ich glaube schon, dass es Liebe war, denn sonst hätte sie nicht all die Krisen mit ihm durchgestanden und auch noch die abenteuerliche Fernfahrt gemacht mit dem dreirädrigen Wagen, der auf Wegen fahren musste, die für vierrädrige Pferdekutschen gemacht waren und ohne Tankstellen und ohne ADAC.
Es war aber wohl nicht nur die Liebe zu Carl, sondern auch die Liebe zur Technik und Ingenieurskunst. Schon als kleines Mädchen hat sie mit ihrem Vater gern auf Baustellen gestanden, der Fachwerkhäuser baute und „Einsteigeschuppen“ (so nannte man die Bahnhöfe).
sleeping-beauties.de: Heute wäre Bertha selbst Ingenieurin, gut bezahlte Testfahrerin oder PR-Profi. Haben Sie den Eindruck gewonnen, dass Bertha mit ihrer vermeintlichen Nebenrolle haderte? Wusste sie um Ihre Bedeutung für den Erfolg des großen Ganzen?
Angela Elis: Genau das ist auch faszinierend. Sie hat mit getüftelt und mit gewerkelt, sie hat die finanziellen und unternehmerischen Krisen gemanaget und ihren Mann immer wieder motiviert und vorangetrieben, aber als das Auto erfolgreich wurde – weil der Adel es als Statussymbol entdeckte – und daraus eine ganze Industrie entstand, da zog sie sich mit ihrem Mann von Mannheim nach Ladenburg zurück und genoss eher still und bescheiden die Ehrungen, die man ihr späterhin entgegen brachte als ihr Mann Carl schon gestorben war (1929). Sie war ja auch eine kleine und zierliche Frau, also bei weitem keine Emanze und dennoch unglaublich tapfer und mutig und couragiert.
sleeping-beauties.de: Sie selbst verhelfen Führungskräften zu einem besseren Auftritt. Hätte Bertha von Ihnen lernen können? Oder umgekehrt gefragt: was haben Sie von Bertha gelernt?
Angela Elis: Oh ja, ich habe viel von ihr gelernt. Wie wichtig es ist, eine Vision zu haben. Dann dranzubleiben. Durchzuhalten. Nicht aufzugeben, egal, welche Pleiten, Pech und Pannen kommen. Dann auch, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen. Was Bertha hätte von mir lernen können? Da würde ich sagen, mehr eigenes Standing zu entwickeln, selbstbewusster zu ihren Leistungen zu stehen. Sich nicht nur im Hintergrund zu halten und ihr Licht eher unter den Scheffel zu stellen – was ja bis heute ein Thema für viele leistungsstarke Frauen in Führungspositionen ist.
sleeping-beauties.de: Pforzheim und Mannheim liegen in der Rhein-Neckar-Region, mitten im Rebenmeer. Haben Sie bei Ihren Recherchen Anzeichen für Genusskultur nach harter Arbeit gefunden?
Angela Elis: Aber sicher. Ich liebe die Straußwirtschaften und auch guten Wein und da ich sehr intensiv über drei Jahre hinweg zwischen Mannheim, Pforzheim, Karlsruhe und Stuttgart recherchiert habe, hatte ich viel Gelegenheit, köstliche Tropfen und Speisen zu genießen. Wird eigentlich mal wieder Zeit dafür …
sleeping-beauties.de: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch
Lese-Tipp: „Mein Traum ist länger als die Nacht“
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