Im dritten Teil (3/5) unserer Markus-Haub-Serie geht es um die Metamorphose eines Diplom-Designers zum Künstler:
sleeping-beauties.de: Wie kommt man vom Auto-Design zur Classic Car Kunst?
Markus Haub: Der Weg zu meinem heutigen Leben als Künstler und Kurator war ein kontinuierlicher Prozess. Auf dem weg dorthin hatte ich viele Schlüsselerlebnisse. Ich war schon von klein auf autobegeistert. Speziell die Sportwagen haben es mir angetan, insbesondere Ferrari. Da habe ich alles aufgesogen und bin nachts aufgestanden, um mir die Formel1 Rennen in Übersee anzuschauen.
sleeping-beauties.de: Wie haben Deine Eltern reagiert?
Markus Haub: Das Größte war es, 1988 mit meinen Eltern nach Maranello zu fahren, um zu sehen, wo die Ferraris gebaut werden. Freilich nur von außen und ein Museum gab es damals auch noch nicht. Nur einen kleinen Showroom. Konsequenterweise bin ich 1993 dann nach Pforzheim gegangen, um Automobildesign zu studieren. Anschließend habe ich für Volkswagen (Spanien) und Renault gearbeitet. So wurde das Auto quasi zum Beruf.
+++++++++++++++++++++MARKUS HAUBs LEHRJAHRE+++++++++++++++++++++++++++++
“Während meines Studiums erlebte ich Sternenstunden des Designs: Bei VW erschien 1995 der 6-Sitzer Van „Noa“ mit Flügeltüren – Gesprächsthema #1 unter uns Studenten. Für VW brach eine neue Epoche an, die einigen Kommilitonen einen Arbeitsplatz in Wolfsburg bescherte.
Audi war plötzlich Avantgarde
Bei Audi stand der TT als Prototyp (ab 1997 in Serie) am Stand der IAA. Er zeigte eindrucksvoll, dass man sich vom „Fahrer mit Hut“- Image gelöst hatte. Audi war plötzlich Avantgarde. Den Ursprung dieser neue Design-Ära lieferte der Renault Argos mit dem „Esprit Nouveaux“. Der puristische 3-Sitzer auf Twingo Basis mit blankem Alublech und aufgeschraubten Kunststoff-Paneelen brach mit dem vorherrschenden „Bio“-Design. Dieser Roadster atmete den Geist des Architekten Le Corbusier und des Bauhaus.
Eleganz aus Frankreich
1995 erschien dann noch die Limousine „Initiale“, die eine ganz neue Form von Luxus definierte, gefolgt vom Fiftie und dem Sport Spider. Großartig fand ich auch das Conceptcar „Vel Satis“, welches mit einer senkrecht stehenden, gebogenen Heckscheibe die traditionellen Definitionen von Eleganz und Schönheit über den Haufen schmiss. Extrem spannende Zeiten. Selbst Elektroantrieb war in den 90ern schon ein Thema: Konzepte von Klein- und Stadtwagen wurden vorgestellt und einige meiner Semesterarbeiten waren dem Zeitgeist entsprechend auch elektrisch motorisiert.
Hayek und Hotzenblitz
Den Hotzenblitz konnte man sogar kaufen. Die erste Smart Studie, in Zusammenarbeit mit Swatch Gründer Hayek wurde 1994 als Elektro Auto „Eco-Sprinter“ unter der Marke MCC präsentiert, BMW baute den E1 und 2, bei Fiat entstand der Dreisitzer Downtown, dann der ZIC und ZICSTER, bei Pininfarina der clevere EtaBeta und bei Renault der Zoom. Diese Zukunft war zum greifen nahe und doch wird sie erst heute Realität. In Form von tonnenschweren SUVs…”
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sleeping-beauties.de: Irgendwann begannen Dich Klassiker mehr zu faszinieren, als Neuwagen. Wie erklärst Du Dir das?
Markus Haub: Mein erster Oldtimer war ein Karmann Ghia von 1966, den ich im Jahr 2000 gekauft hatte. Da war das H-Kennzeichen ja gerade erst eingeführt worden. An einen Oldtimerboom war noch nicht zu denken. Das war was für Freaks.
sleeping-beauties.de: Und Deine erste Rallye? Etwa mit dem betagten Karmann?
Markus Haub: Mit dem VW bin ich immer nur mal um den Block gefahren, bis ich dann irgendwann die Sache mit den Rallyes und Ausfahrten entdeckte und mich mit einem Kumpel bei der allerersten Hamburg-Berlin Klassik angemeldet habe.
Eine Riesen-Tour- für den Karmann und für uns- und ein Mega-Spaß! In dieser Zeit ging das „Fieber“ richtig los und wir haben alle möglichen Veranstaltungen besucht , fleißig fotografiert und die Bilder dann in unserem Blog „formfreu.de” (steht leider seit ein paar Jahren still…) veröffentlicht.
sleeping-beauties.de: Wo waren Deine Freunde und Du damals überall unterwegs?
Markus Haub: 2006 zum ersten mal beim Concours D’Elegance in der Villa d’Este, Sachsen- oder Silvretta Klassik, Creme 21, Schloss Dyck, Hockenheim, Nürburgring Oldtimer Grand Prix oder auch bei Le Mans Classic, , Montlhery oder Goodwood. Überall dort bekommt man unglaubliche Autos zu Gesicht und trifft viele Gleichgesinnte.
Im Prinzip mache ich das heute noch. Nur dass mein Blog nun garageX.de heißt und ich fast immer mit meiner Freundin Susana unterwegs bin. Mehr Infos: markushaub.com
Folge 1 “Wein und Classic Cars gehören zusammen…”
Folge 2 Automobile Kindheitsträume in der Garage
Folge 3 Metamorphose eines Diplom-Designers
Folge 4 Racing Legends: Ästhetik von Nummern und Streifen
Folge 5 folgt in KW 49 „On The Road“ Neuauflage in Planung
Hintergrund: Markus Haub gestaltet in Collagen aus digitalen und klassisch manuellen Maltechniken seine typischen coolen Popart-Motive, die wie bei keinem anderen Künstler die coole Eleganz der Sportwagenwelt wieder gibt. Seine homepage heißt garagex.de
Tipp: Ausstellung „Wheels & Wine“ in der RheinWeinWelt in Rüdesheim
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